Sprache / Angebot wechseln

Anna Göldi Museum in Glarus

Geschichte wird lebendig

Wer war die Magd, die man 1782 mit dem Schwert hingerichtet hat? Wer war die Frau, die man der Hexerei beschuldigte und unter Folter zum Geständnis zwang? Was waren die Hintergründe der letzten Hexenhinrichtung in Europa, die in Glarus vollzogen wurde? Es gibt eine Menge Fragen zum Leben und zum Tod von Anna Göldi und ihrer unglaublichen Geschichte. Viele Antworten darauf findet man am Ursprung des Geschehens – im Glarnerland, konkret im Anna Göldi Museum in Ennenda.

Im Jahr 2017 wurde in Ennenda, einem Ortsteil der Gemeinde Glarus, das Anna Göldi Museum eröffnet. Auf moderne und einzigartige Weise wird dort Anna Göldis Geschichte aufgearbeitet. Anhand ausführlicher Folterprotokolle kann man den langwierigen Prozess bis zur Hinrichtung von Anna Göldi nachempfinden und erfahren, wie das Leben einer der letzten als Hexe beschuldigten Frauen in  Europa verlief und schliesslich ein Ende fand. Die Museumsverantwortlichen verstehen es gut, auch immer wieder Bögen zu aktuellen Themen zu spannen und diese in verschiedenen Veranstaltungen und Sonderausstellungen einzubringen. Ein grosses Gewicht wird auf die Menschenrechte gelegt, welche auch in der heutigen Zeit längst nicht immer gewährleistet sind. Nicht zuletzt deshalb wird in der aktuellen Ausstellung ein ganzer Museumsteil eigens den Menschenrechten gewidmet. Die Anna Göldi Stiftung setzt sich aktiv für die Einhaltung der Grundrechte sowie gegen Amtsmissbrauch und Justizwillkür ein. All diese heutigen Grundrechte und Gesetze wurden im Fall Anna Göldis zutiefst verletzt und gebrochen. Auch deshalb gilt sie in weiten Kreisen als Symbol im Kampf um die Einhaltung der Menschenrechte.

Die letzte Hexe Europas
Anna Göldi ist bekannt als die Frau, welche durch die letzte durchgeführte Hexenhinrichtung in Europa ums Leben kam. Der Prozess schlug weit herum hohe Wellen und die Verurteilung wurde von vielen Seiten stark kritisiert. Man sprach unter anderem auch von Justizmord. Diese Bezeichnung trifft durchaus zu, wenn man sich den Ablauf der Geschehnisse etwas genauer ansieht. Als Magd der  wohlhabenden Familie Tschudi soll sie mehrfach Stecknadeln in die Milch der Tschudi-Tochter gezaubert haben. Sie wurde ebenfalls beschuldigt, die Tochter dahingehend verzaubert zuhaben, dass diese  Nägel gespuckt habe. Die daraufhin erfolgte Anklage auf Hexerei hatte aus heutiger Sicht wohl eher einen Zusammenhang damit, dass Anna Göldi ein Verhältnis mit ihrem Dienstherren Tschudi hatte, welches dessen politische Karriere bedrohte. Anna Göldi gab schliesslich unter Folter zu, dunkle Mächte genutzt zu haben, und wurde zum Tode verurteilt. Im Jahr 1782 wurde sie mit dem Schwert hingerichtet.

Neuer Glanz im alten Gebäude
Der historische «Hänggiturm» in Ennenda wurde als Raum für das Museum gewählt. Die Stimmung und Inszenierung im Museum ist einzigartig. Als im 18. und 19. Jahrhundert, der Blütezeit der Glarner Textilindustrie, die Stoffdruckereien, Färbereien und Bleichereien alle spezielle Gebäude zum Aufhängen und Trocknen ihrer langen Stoffbahnen benötigten, entstand auch der «Hänggiturm» in Ennenda. Von den im Jahre 1870 rund fünfzig existierenden «Hänggitürmen» stehen heute nur noch wenige. Sie sind – teils denkmalgeschützte – Erinnerungen an eine prägende Zeit in der Geschichte des Kantons Glarus. Was in den 1740er-Jahren mit der Gründung der ersten Stoffdruckerei begann, erlebte zwischen 1815 und 1870 einen enormen Aufschwung. Das weltweite Interesse an der Qualitätsware aus dem Glarnerland bescherte den insgesamt 22 Druckereien, 18 Spinnereien und 17 Webereien im Kanton einen florierenden Handel. Auf dem Höhepunkt beschäftigten die besagten Betriebe rund einen Drittel der dazumal rund 32 200 Einwohner des Kantons. Ein schönes Zeichen, dass diesem altehrwürdigen Gebäude durch das moderne Museum ein neuer Glanz verliehen wurde.

 

Schule Glarus als Gast in unseren Katalogen

Die Schule Glarus ist Partner in unserer Katalogserie der Jahre 2019 und 2020. Sie begegnen darum immer wieder Gesichtern von Kindern der Schule Glarus. In verschiedenen redaktionellen Beiträgen bringen wir Ihnen Glarus ein wenig näher.

Anna Göldi Museum

Fabrikstrasse 9
8755 Ennenda

April bis Ende Oktober geöffnet
von Mittwoch bis Sonntag von
13.30–18.00 Uhr

Führungen auf Anfrage
kontakt@annagoeldimuseum.ch
055 650 13 54