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Spezialklasse Deutsch-Intensiv in Glarus

Fremdsprachige Kinder am Wohnort integrieren

Aufgabe und Herausforderung der Intensivklasse ist es, Deutsch als Zweit- und Unterrichtssprache zu vermitteln, sodass die Kinder erfolgreich im Regelunterricht lernen können. Dabei sollen sie den alltäglichen und schulischen Wortschatz für alle Fächer erwerben, um auch komplexere Schulinhalte zu verstehen. Weiter sollen die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse ihrer neuen Umgebung erhalten.

Diese Klasse ist die erste Schulform für Lernende, welche ohne Deutschkenntnisse aus dem Ausland nach Glarus ziehen. Sie ist auch für bereits ansässige Schülerinnen und Schüler gedacht, die  ungenügende Deutschkenntnisse haben, um in einer Regelklasse mithalten zu können. Die Lehrperson der Intensivklasse überprüft die Fortschritte und passt die Inhalte den Bedürfnissen der Kinder an. Sie steht in ständigem Kontakt mit den Klassenlehrpersonen, damit eine möglichst optimale Zuteilung in die Regelklasse sichergestellt ist. Die Schülerinnen und Schüler besuchen diese Spezialklasse in der Regel für ein Jahr. Nach dem vollständigen Übertritt in die Regelklasse erhalten sie weiter Unterricht in Deutsch als Zweitsprache (DaZ) und werden zusätzlich durch eine schulische Heilpädagogin unterstützt. Die Intensivklasse hat einen durchlässigen Charakter. So soll es guten und schnellen Lernenden möglich sein, auch während des Schuljahres ganz in die Regelklasse zu wechseln. Im Gegenzug können schwächere Schülerinnen und Schüler die Intensivklasse auch länger als ein Jahr besuchen.

Entstehung Deutsch-Intensiv-Klasse
Seit vielen Jahren haben die Glarner Gemeinden die fremdsprachigen Kinder gemeinsam an einem Ort unterrichtet. Die Zusammenarbeit und Finanzierung wurde vertraglich geregelt. In den letzten Jahren war dieser Standort in Glarus Süd, im Dorf Rüti. Die Lernenden mussten täglich mit dem Zug anreisen und konnten so nur wenig Zeit mit den anderen Kindern am Wohnort verbringen. Seit August 2018 werden die Kinder in ihrer Wohngemeinde unterrichtet. Die Erkenntnis hat sich durchgesetzt, wonach sich Integration am Wohnort besser realisieren lässt, weil mehr und intensivere Kontakte mit Kindern und Erwachsenen am Lebensmittelpunkt stattfinden.

Organisation der Klasse
Die Schulkommission Glarus hat als strategische Behörde das Modell 4 + 2 und als Standort Glarus festgelegt. Die Lernenden besuchen jeden Vormittag während 4 Lektionen den Unterricht in der Intensivklasse in Glarus. Am Nachmittag besuchen sie die Regelklasse am Wohnort. Die Lernenden werden aus den Ortsteilen Riedern, Netstal und Ennenda mit dem Bus nach Glarus ins Schulhaus Erlen gefahren. Bis auf wenige Einzelfälle bewährt sich das Modell 4 + 2 gut. Nach Rückfragen oder leichten Unsicherheiten seitens der Regelklassenlehrpersonen spielte sich auch der Nachmittagsunterricht für alle Beteiligten gut ein. Besonders schnell in jenen Regelklassen, in denen Fächer wie Turnen, Schwimmen, Zeichnen, Textiles und Technisches Gestalten oder auch Musik auf dem Stundenplan stehen. Fächer also, die sich für die soziale Integration besonders gut eignen, da der sprachliche Aspekt nicht im Vordergrund steht.

Positive Erfahrungen
Sehr positiv ist, dass diese Intensivklasse vor Ort ist. Die Kinder leben sich schneller in der neuen Umgebung ein, können Freundschaften innerhalb und ausserhalb der Klasse schliessen und der Kontakt unter den Lehrpersonen ist besser gewährleistet. Sehr wichtig ist, Rücksicht auf die Situation des einzelnen Kindes zu nehmen. Jedes Kind ist anders, jede Familie unterschiedlich. Der Austausch unter den Lehrpersonen wie auch mit den, der Schule nahestehenden Fachpersonen hat sich dabei bewährt. Es kann gezielt auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen werden. So ist es nach Bedarf möglich, dass ein Kind in der Anfangsphase nur den Unterricht in der Intensivklasse besucht oder die Eltern Hilfen erhalten, um ihr Kind besser im Schulalltag unterstützen zu können. Sei dies durch genaues Erklären des Stundenplans oder auch, die Eltern auf bestimmtes Material hinzuweisen, welches die Kinder für die einzelnen Fächer brauchen. Als äusserst wertvoll und hilfreich hat sich die Arbeit der interkulturellen Übersetzer erwiesen, welche bei Elternabenden, -gesprächen oder bei Verständigungsschwierigkeiten allgemeiner Art beigezogen werden.

Bedeutung einer Heilpädagogin
Unterschätzt wurde die Mitarbeit einer schulischen Heilpädagogin in der Intensivklasse. Entwicklungsdefizite oder traumatische Erlebnisse der Kinder zeigen sich konkret erst im Laufe der Zeit. Auffällig ist dabei, dass diese Kinder meistens in ihren Heimatländern keinen Kindergarten besucht haben. Ihnen fehlen Fertigkeiten, welche bei uns im Kindergarten erworben werden, beispielsweise grob- und feinmotorische Erfahrungen, Sozialisation in der Gruppe, sinnvoller Umgang mit Spielen und Büchern sowie Vorwissen in Sprache und Mathematik.

Spannend und abwechslungsreich
Der Alltag in der Intensivklasse ist durch die enorme Heterogenität geprägt, die einerseits sehr spannend und abwechslungsreich ist, andererseits eine grosse Herausforderung für alle darstellt. Die Kinder erleben eine ganz andere Schule als in ihren Heimatländern. Diese ist durch spielerische und kooperative Formen geprägt, was die Lernenden sehr mögen. Ihren Rückmeldungen zufolge gehen sie daher viel lieber hier zur Schule als in den Herkunftsländern. Auch betonen die Kinder, dass sie die Schule den Ferien vorziehen, weil es ihnen zu Hause oft langweilig sei.

Herausforderungen für die Zukunft
Die Integration von fremdsprachigen Kindern ist eine ausgeprägte Gemeinschaftsaufgabe. Während des letzten Semesters stand eine Klassenassistenz zur Verfügung. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass der Einsatz einer Assistenzperson nicht ausreicht, um den anspruchsvollen Schulbetrieb zu gewährleisten. Es braucht eine zweite Lehrperson, damit die Klasse im Team-Teaching unterrichtet werden kann. Diese sollte entsprechende Qualifikationen und Erfahrung im Fachbereich DaZ ausweisen können. Ferner ist geplant, die Arbeit im DaZ-Bereich in der Gemeinde weiter auszubauen. Sprachstand-Erfassungen durch neutrale DaZ-Fachpersonenwerden zeigen, ob ein Kind in die Intensivklasse eintreten, den DaZ-Unterricht besuchen oder beenden soll. Dies geschieht im Austausch aller beteiligten Personen. Vermehrt sollen Weiterbildungen für Regelklassen- und Fachlehrpersonen angeboten werden, um mehr Transparenz und Hintergrundwissen für den Fachbereich DaZ zu gewährleisten.

Schule Glarus als Gast in unseren Katalogen

Die Schule Glarus ist Partner in unserer Katalogserie der Jahre 2019 und 2020. Sie begegnen darum immer wieder Gesichtern von Kindern der Schule Glarus. In verschiedenen redaktionellen Beiträgen bringen wir Ihnen Glarus ein wenig näher.