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Dem Papier auf der Spur

In unserer Rubrik «aus der Schule» geben Lehrpersonen Einblicke in ihren Unterrichtsalltag und erzählen, wie sie ein konkretes Thema erarbeiten, planen und schliesslich mit ihren Schülerinnen und Schülern umsetzen.

 

Portrait

Angela hat ihren Bachelor of Arts in Primary Education abgeschlossen, unterrichtet aktuell als Primarlehrerin eine 5./6. Klasse und arbeitet als MakerTeacher im MakerSpace. Unter einem MakerSpace wird ein innovativer Lern- und Arbeitsort verstanden, in dem Schülerinnen und Schüler den Raum bekommen, eigene Erfindungen zu machen. Auf ihrem Instagram-Kanal «primary_teachy» teilt sie Ideen aus und für den Schulalttag und Bilder ihrer Schulhündin Malou. Angela mag ganz grosse Klassen, hat zuhause ein kleines Töpferatelier und dass sie selbst Lehrerin werden möchte, weiss sie bereits seit der dritten Klasse.

Gemeinsam Pioniere der Papier- und Buchherstellung kennenlernen

Dieses Jahr ist unser Klassenthema «Pionierklasse» und die Schülerinnen und Schüler lernen so viele Pioniere und deren Erfindungen, Entdeckungen und Leistungen wie möglich kennen. Gleich zu Beginn des Schuljahres starten wir mit dem meistgenutzten Material der Schule: dem Papier. Nachdem jahrhundertelang auf Papyrus oder Pergament geschrieben wurde, kam der Chinese Cai Lun im Jahr 105 n. Chr. auf die Idee, Papier aus gebrauchtem Stoff, Baumrinde und Fischernetzen herzustellen. Dies war ein grosser Schritt für die Menschheit, da Papier günstiger und einfacher herzustellen war als seine Vorgänger. Um zu erfahren, wie so ein Papier ausgesehen haben könnte, werden wir mit der Klasse Papier schöpfen. Mit dem geschöpften Papier binden wir anschliessend ein eigenes kleines Buch, verknüpft mit dem irischen Mönch Dagaeus aus dem 6. Jahrhundert, der als der erste Buchbinder bekannt ist. Es wird ganz schön schwierig, so viele Pioniere im Gedächtnis zu behalten. Aber dafür haben wir ja jetzt ein Büchlein, in welchem wir uns diese Pioniere und ihre Errungenschaften notieren können. Um das Thema Papier bzw. Buch abzurunden, wird die Titelseite mit einem Stempel verziert – ganz im Sinne des Erfinders des Buchdrucks, Johannes Gutenberg.

Zyklus

Zyklus 1 & 2

Dauer für die Umsetzung

  • ½ Lektion für die Herstellung der Pulpe, danach 12 Stunden Einweichungszeit
  • ½ Lektion für das Papierschöpfen, danach 24 Stunden Trocknungszeit
  • 2 Lektionen für das Gestalten und Buchbinden

 

 

Kompetenzen Lehrplan21

  • TTG.2.D.1.1a – können die Verfahren erkunden, angeleitet nachvollziehen und üben: schneiden, reissen, lochen (Papier, Filz)
  • TTG.3.A.2.1a – kennen Erfindungen aus ihrer Lebenswelt und können Aussagen über deren Bedeutung machen (z. B. Nadel, Nagel, Papier)
  • TTG.3.B.2.1a – können Aussagen zu Gewinnung und Herstellung verschiedener Materialien machen, die im Unterricht verwendet werden (Papier, Wolle, Holz)
  • TTG.3.B.3.1a – können einzelne Aspekte der handwerklichen Herstellung mit dem industriellen Vorgehen vergleichen und beschreiben (z. B. Ton und Backstein, Wolle und Garn, Zellulose und Papier)

Vorbereitung im Unterricht

Für das Papierschöpfen werden Altpapier und Zellulosefasern benötigt, damit das Endergebnis schön stabil wird. Beigemischt wird Kreidepulver, damit das Papier weisser wird sowie Kartoffelstärke, welche dafür sorgt, dass das Papier sich weniger wie Stoff anfühlt und eine gewisse Spannung erhält. Zusätzlich können getrocknete Blüten oder Blätter beigemischt werden. Grosse Schöpfbecken und genügend Schöpfrahmen sowie ganz viele Handtücher sind empfehlenswert, damit eine ganze Klasse papierschöpfen kann. Für die Herstellung des Notizbuches werden anschliessend Nadel und Faden, Stempel, ein Bügeleisen, ein Laminiergerät, Pinsel sowie eine Gelatine-Leim-Mischung gebraucht.

 

Schritt 1

Zuerst wird eine Pulpe gemischt, indem Altpapier und Zelluloseplatten in Stücke gerissen oder geschnitten und anschliessend in warmem Wasser eingeweicht werden. Kartoffelstärke und Kreidepulver werden beigemischt und das Ganze wird püriert.

Schritt 2

Die Pulpe wird im grossen Wasserbecken verrührt und anschliessend wird der Schöpfrahmen im 45°-Winkel eingetaucht und langsam hochgezogen. Der Rahmen wird entfernt und das Papier auf ein Handtuch gekippt. In diesem Schritt kann auch dekoriert werden – zum Beispiel mit getrockneten Blüten.

Schritt 3

Das getrocknete Papier wird gebügelt und mit einer Gelatine-Leim-Mischung überpinselt. Anschliessend kann der Umschlag (das äusserste Blatt) auf jede erdenkliche Art und Weise gestaltet werden – mit Wasserfarben, Stempel etc.

Schritt 4

Damit der Heftumschlag möglichst stabil wird, lohnt es sich, die äussersten Blätter zu laminieren oder ganz dick zu schöpfen, indem mehr Pulpe in das Wasser gemischt wird.

 

Schritt 5

Der Umschlag kann nun entweder mit industriell hergestellten Blättern gefüllt werden oder auch mit dünnen selbstgeschöpften. Dafür werden mit der Nadel drei Löcher in den Falz gemacht und mit dem Faden wird das Notizbuch brezelartig zusammengenäht.

 

 

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