Sprache / Angebot wechseln

Stiftung Karolinenheim – mit Kopf, Herz und Hand zu nachhaltigen Produkten

Die Stiftung Karolinenheim in Rumendingen bietet Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung einen sicheren und sinnstiftenden Wohn- und Arbeitsbereich. Es werden geschützte Arbeitsplätze im Bereich Holzwerkstatt, Lingerie, Küche, Reinigung und Hauswartung angeboten. Betreut werden die Klientinnen und Klienten von Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Fachpersonen Betreuung und von agogisch ausgebildeten Fachpersonen.

Jonas Pfeuti hat ursprünglich die Lehre als Schreiner absolviert und leitet nun seit 8 Jahren die Holzwerkstatt der Stiftung Karolinenheim. Hier arbeiten 45 Menschen mit einer IV-Rente in 6 verschiedenen Abteilungen, wo den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Mitarbeitenden entsprechende Arbeitsschritte ausgeführt werden.  Wir haben mit Jonas Pfeuti über die Bedeutung einer strukturierten Arbeit, seine Inspirationsquellen für neue Produkte und den Einsatz in der Schule gesprochen.

Herr Pfeuti, was zeichnet die Holzmanufaktur der Stiftung Karolinenheim besonders aus?

Wir bieten vielseitige Arbeiten auf verschiedenen Arbeitsniveaus an. Von der Arbeit an den Maschinen bis zum Verpacken der Produkte ist alles dabei. Die externen Mitarbeitenden reisen morgens mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an und die internen stehen hier vor Ort auf und machen sich für den Arbeitstag bereit. Die Mitarbeitenden arbeiten 7 Stunden pro Tag und erledigen nach Möglichkeit verschiedene Arbeitsschritte. Es gibt jedoch auch Klientinnen und Klienten, die sich wünschen, immer die gleiche Arbeit ausführen zu dürfen. Diesen Wunsch berücksichtigen wir natürlich. Bei uns arbeitet eine bunte Truppe; der Eintritt ist ab 18 Jahren möglich und es gibt Mitarbeitende, die bis zur Pension bei uns bleiben.

Wie gelingt es Ihnen, die unterschiedlichen Fähigkeiten Ihrer Mitarbeitenden sinnvoll und wertschätzend einzubinden?

Grundsätzlich möchte ich die Menschen in der Stiftung Karolinenheim so behandeln, wie ich auch alle anderen Menschen behandle. Trotzdem musste ich mich am Anfang daran gewöhnen, dass gewisse Aspekte in der Kommunikation anders ablaufen. Uns ist es wichtig, dass wir uns für die Einarbeitung der neuen Mitarbeitenden wirklich Zeit nehmen und ihren Anliegen Gehör schenken. Wichtig ist sicher auch, dass wir ihre Stärken erkennen und gezielt einsetzen. Jeder Mensch hat eine besondere Stärke und es ist für die Holzwerkstatt auch wertvoll, wenn jemand «nur»  eine leichte Bohrarbeit ausführen kann. Die Arbeitsschritte haben wir so stark unterteilt, damit sie nicht zu lang sind. Dadurch haben die Mitarbeitenden die Chance, herauszufinden, welche Tätigkeiten für sie stimmen und welche nicht.

Warum ist es wichtig, Menschen mit Behinderungen in einem geschützten Arbeitsumfeld produktiv tätig sein zu lassen?

Es ist für ihr Selbstbild und ihr Selbstwertgefühl essenziell, dass ihr Alltag möglichst nahe an die Normalität angelehnt ist und sie wie Menschen ohne eine Behinderung einer Arbeit nachgehen können. Es kam schon vor, dass die Mitarbeitenden auf einem Firmenausflug ihre Produkte in einem Shop entdeckt haben – dabei spüren sie, dass sie etwas zum Weltgeschehen beitragen, und sie erleben, dass sie Teil der Gesellschaft sind. Das ist eine grosse Wertschätzung für sie und die Produkte, die sie herstellen.

Welche Werte stehen hinter Ihrer täglichen Arbeit – sowohl im sozialen als auch im handwerklichen Sinne?

Für uns steht ganz klar der Mensch im Mittelpunkt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Menschen mit oder ohne Einschränkungen handelt. Es ist uns wichtig, aufeinander Rücksicht zu nehmen und sicherzustellen, dass es allen gut geht. Vor diesem Hintergrund entstehen auch unsere Produkte. Ich bin sehr stolz auf die qualitativ hochwertige Arbeit, die unsere Mitarbeitenden leisten.

Was inspiriert Sie bei der Entwicklung von neuen Produkten?

Inspiration holen wir uns an der jährlich stattfindenden Spielwarenmesse und wir analysieren laufend, in welchem Segment etwas gesucht wird. Mit unseren Produkten versuchen wir diesen Bedarf abzudecken. Zum Beispiel wollten wir etwas für den Bildungsbereich produzieren und sind so auf Karo Quattro Plus gekommen. Aus einer Skizze wurde der erste Prototyp, den wir von einer Lehrperson testen liessen. Auf der Basis ihrer Rückmeldung haben wir das Spiel angepasst und nun begeistert Karo Quattro Plus Lehrpersonen und ihre Klassen in der ganzen Schweiz!

Welche Fähigkeiten oder Kompetenzen fördern Ihre Produkte besonders gut?

Unsere Produkte sprechen alle Sinne an und fördern die Fingerfertigkeit. Die Kinder entdecken die Mechanismen selbstständig mit ihren Händen. Die Lehrpersonen schätzen vor allem, dass es sich bei unseren Produkten um Naturprodukte handelt, die langlebig sind und nachhaltig hergestellt werden.

Was möchten Sie den Lehrpersonen mitgeben, die mit Ihren Produkten arbeiten?

Ich finde es wichtig, dass wir den Grundsatz von Pestalozzi nicht aus den Augen verlieren: Kopf, Herz und Hand. Es kann viel in einem Kind bewegen, wenn wir die Hand nicht vergessen und das Kind anleiten, seine Umgebung mit allen Sinnen zu erforschen.

Welche Pläne oder Wünsche haben Sie für die Zukunft der Holzmanufaktur?

Wir möchten auch in Zukunft eine Arbeitsstelle für Menschen mit Einschränkungen bieten. Es ist wichtig, dass Menschen einen strukturierten Tagesablauf haben und wenn wir das erhalten können, ist das toll. Neu arbeiten bei uns auch Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Dadurch ergeben sich neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Es geht darum, beiden Gruppen gerecht zu werden und das Verständnis füreinander zu fördern.  Alle Bedürfnisse und Anliegen haben ihre Berechtigung.  

Produkte von der Stiftung Karolinenheim

Karo Quattro Plus zum E-Shop

Holz Yo-Yo mit Sujet zum E-Shop