Frühe mathematische Bildung
Die Rubrik «Zyklus 1 im Fokus» haben wir speziell für den Kindergarten und die 1. und 2. Klasse entwickelt. Beim Recherchieren und Schreiben stellen wir die Bedürfnisse der Kindergarten- und Schulkinder in den Mittelpunkt, so dass wir Ihnen unterrichtsrelevante Themen, mögliche Kompetenzecken und lustige Spiel- und Bastelideen vorstellen können.
Dieses Mal sind wir tief in die Welt der Zahlen eingetaucht. Dabei haben wir uns mit der Bedeutung der frühen mathematischen Bildung beschäftigt, sind einigen Vorurteilen über den Weg gelaufen und haben herausgefunden, welche Entwicklungsschritte die Kinder beim Vertiefen ihres Zahlenverständnisses gehen. Weiter stellen wir uns der Frage, ob Jungs tatsächlich besser in Mathe sind als Mädchen. Zusätzlich präsentieren wir Ihnen passende Produkte aus unserem Sortiment und stellen die vielseitige Zählkiste vor.
Warum ist die frühe mathematische Bildung so wichtig?
«Mathe ist langweilig», «Das brauchst du später sowieso nicht» und «Jungs sind besser in Mathe als Mädchen» sind Vorurteile, die sich bis heute teilweise hartnäckig halten. Kein Wunder, dass Mathematik als Fach oft einen schweren Stand hat. Dabei haben gerade kleine Kinder noch viel Spass am Zählen, an Mengen und am Rechnen mit den Grundoperationen. Studien zeigen zudem, dass die mathematischen Kenntnisse von 7-Jährigen ihren späteren sozioökonomischen Status vorhersagen können (Richie & Bates, 2013). Schwierigkeiten beim Erwerb mathematischer Fertigkeiten können ausserdem die Lebensqualität beeinträchtigen und das Risiko für psychische Auffälligkeiten erhöhen (Kohn, Wyschkon & Esser, 2013). Gute Gründe also, die Freude an Zahlen zu fördern, Vorurteile abzubauen und Mathematik gezielt zu üben.
Arithmetische Basiskompetenzen
Mathematische Fähigkeiten gehören zu unseren Kulturtechniken. Der Grundstein wird dabei nicht erst in der Schule gelegt, sondern bereits im Kindergarten mit der Förderung von Basiskompetenzen wie dem Vergleichen von Mengen und dem Zählen. Letzteres entwickelt sich parallel zur Sprache: Die Kinder schnappen Zahlwörter auf und wiederholen diese. Zuerst nehmen sie eine Zahlenreihe als Ganzes wahr und verstehen noch nicht, dass die einzelnen Zahlen jeweils eine Einheit darstellen. Das Zählen lernen die Kinder erst durch das Zählen selbst.
Zählanlässe erkennen
Der Kindergarten- und Schulalltag bietet viele Möglichkeiten, das Zählen spielerisch einfliessen zu lassen. So können Sie beim Vorlesen einer Bilderbuchgeschichte gemeinsam mit den Kindern zählen, wie viele Schafe auf der Wiese stehen oder wie viele Brote sie im Schaufenster der Bäckerei entdecken. Auch Lieder und Verse bieten eine kindgerechte Unterstützung, um in den Zählfluss zu finden. Zudem kann auch der eigene Körper als Hilfsmittel genutzt werden: «Wie viele Finger hast du? Wie viele sind es, wenn wir meine Hände noch hinzunehmen?» Das Aufräumen bietet eine weitere gute Gelegenheit, das Zählen spielerisch zu üben. So können z. B. die Autos, die weggeräumt werden, zusammen gezählt werden. Beim Spielen auf dem Pausenplatz können die Kinder zählen, wie oft sie sich einen Ball zuwerfen können oder wie viele Tore sie schiessen.
Eine eigene Zählkiste erstellen
Im Zyklus 1 soll und darf mathematisches Tun einen spielerisch-kreativen Charakter haben, damit sich den Schülerinnen und Schülern die Welt der Mathematik kindgerecht und individuell erschliesst. Eine Zählkiste mit vielseitigen Materialien lädt die Kinder unter anderem ein, Mengen zu schätzen, zu zählen und zu sortieren und Muster zu legen. Wie Sie eine eigene Zählkiste erstellen, erfahren Sie im Beitrag. Unser Tipp: Sammeln Sie mit Ihrer Klasse beim nächsten Ausflug Naturmaterialien – diese ergänzen und komplementieren Ihre ganz persönliche Zählkiste.
Einfaches und tiefes Zahlenverständnis
Erkennen die Kinder einzelne Zahlwörter als Einheit und beginnen damit, Gegenstände, Tiere etc. abzuzählen, sind sie bereit für die nächste Stufe: das einfache Zahlenverständnis. Ob ein Kind bereits auf dieser Stufe angekommen ist, kann mit bestimmten Zählprinzipien überprüft werden.
- Gelingt es dem Kind, ein Zahlwort mit einem Objekt zu verbinden und so z. B. jedes Äffchen auf dem Baum nur einmal zu zählen? Dann beherrscht das Kind das Eindeutigkeitsprinzip.
- Das Prinzip der stabilen Ordnung hat das Kind verstanden, wenn es erkennt, dass beim Zählen jede Zahl nur einmal vorkommt und immer an der gleichen Stelle steht.
- Weiss das Kind, dass die letztgenannte Zahl die Menge darstellt, dann beherrscht es das Kardinalzahlprinzip.
- Weiss das Kind, dass es verschiedene Dinge zählen kann, versteht es das Abstraktionsprinzip und das Prinzip der Irrelevanz der Anordnung, wenn es weiss, dass es keine Rolle spielt, in welcher Reihenfolge es zählt, um eine Menge zu erfassen.
Das tiefe Zahlenverständnis erreichen Kinder, wenn sie erkennen, dass Mengen zu einer grösseren Menge zusammengefügt und dass umgekehrt eine Menge in verschiedene Teilmengen zerlegt werden kann. Nun gelingt es den Kindern auch, die Differenz zwischen zwei Mengen zu bestimmen. Diese Fähigkeit ist die Grundvoraussetzung für das spätere Addieren, Subtrahieren, Dividieren und Multiplizieren. Auch diese Grundfertigkeiten der Mathematik können spielerisch gefördert werden. Besonders gut eignen sich dafür die nachhaltigen Produkte von Toys for Life. Sie wecken die Neugier der Kinder und lassen sie mit vielen verschiedenen Übungen das weite Feld der frühen mathematischen Bildung entdecken.
Toys for Life:
Exkurs: Sind Mädchen wirklich schlechter in Mathe?
Eine Studie aus Frankreich (Martinot, P. et al., 2025) zeigte, dass Jungs und Mädchen zum Schulstart ähnlich gut in Mathematik abschneiden. Doch schon nur 4 Monate später sind die Jungs deutlich besser als die Mädchen. Warum das so ist, können die Forschenden nicht abschliessend beantworten. Biologische Gründe schliessen sie ganz klar aus. Vielmehr vermuten sie, dass sich der Stereotyp, dass Mädchen schlecht in Mathe seien, bis heute hält. Das kann dazu führen, dass die Bezugspersonen der Mädchen geringere Erwartungen an ihre Leistungen haben und die Mädchen dadurch negativ beeinflusst werden. Um Stereotypen abzubauen, sollen die Lehrpersonen laut den Forschenden darauf achten, Mädchen und Jungs gleichermassen zu ermutigen, sich am Mathematik-Unterricht zu beteiligen. Diese pädagogische Massnahme soll bereits im Kindergarten umgesetzt werden – bevor sich bei den Mädchen die ersten Stereotypen und Ängste verfestigen.
Produkte für die frühe mathematische Bildung:
Literaturverzeichnis
Kohn, J., Wyschkon, A. & Esser, G. (2013). Psychische Auffälligkeiten bei Umschriebenen Entwicklungsstörungen: Gibt es Unterschiede zwischen Lese-Rechtschreib- und Rechenstörungen? Lernen und Lernstörungen, 2, 7–20
Martinot, P., Colnet, B., Breda, T. et al. (2025) Rapid emergence of a maths gender gap in first grade. Nature 643, 1020–1029
Ritchie, S. J. & Bates, T. C. (2013). Enduring links from childhood mathematics and reading achievement to adult socioeconomic status. Psychological Science, 24, 1301–1308