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Innovatives Hörportfolio: Mit Milu ohrwärts

In der Rubrik «Zyklus 1 im Fokus» stellen wir Ihnen Lehrmittel vor, die auf die Bedürfnisse der heutigen Schulpraxis abgestimmt sind – entwickelt von Fachpersonen aus der Praxis, erprobt im Schulalltag und gestaltet für einen motivierenden Einsatz im Unterricht. Sie gewinnen Einblick in zentrale Inhalte, lernen den Aufbau kennen und bekommen hilfreiche Tipps für die Umsetzung mit Ihrer Klasse.

Das aktive Zuhören ist eine Fähigkeit, die Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert. Das Hören und Verstehen von gesprochenen Worten ist in allen Lebensbereichen essenziell. Vor diesem Hintergrund haben die beiden Fachfrauen und Dozentinnen der PH FHNW Ursula Käser-Leisibach und Claudia Zingg Stamm ein Hörportfolio zur gezielten Förderung des Hörverstehens entwickelt. Spielerisch führt der Kater Milu Kinder der 1. bis 3. Klasse durch die Aufgaben und bietet wertvolle Hilfestellungen. Wir zeigen Ihnen, wie das Arbeiten mit dem Lehrmittel gelingt.

 

Warum ein Hörportfolio?

Gerade in den ersten Schuljahren ist es von grosser Bedeutung, der Entwicklung des Hörverstehens Raum zu geben. Mit dem Hören werden nicht nur die Grundlagen für den Lese- und Schreiberwerb gelegt, sondern auch kognitive Fähigkeiten, die Konzentrationsfähigkeit und das Sprachgefühl der Kinder gestärkt.

Zuhören kann man doch einfach!

Das ist ein Vorurteil, das in der Schule oft anzutreffen ist. Deswegen wird auch oft bedeutend weniger Zeit für das Üben von Zuhörstrategien aufgewendet als für das Üben von Lesestrategien. Doch die Kinder können sehr stark davon profitieren, wenn der Zuhörprozess begleitet und unterstützt wird. Die Lernziele für den Deutschunterricht legen fest, dass Schülerinnen und Schüler üben, gesprochenem Text Informationen zu entnehmen. Weiter werden die Kinder angeleitet, der Handlung einer Geschichte zu folgen; zu erzählen, was sie aus Hörtexten erfahren haben und die Bedeutung einfacher, noch unbekannter Wörter aus dem Kontext zu erschliessen.

Besonderheiten des Zuhörens

Auch Erwachsene können bestätigen, dass Zuhören anstrengend ist. Für Kinder, deren Aufmerksamkeitsspanne in der Regel kürzer ist, gilt dies in besonderem Mass. Anders als beim Lesen können die Kinder beim Hören das Tempo oftmals nicht selbst steuern und die Signale, die sie verarbeiten müssen, sind flüchtig. Je nach Zuhöraufgabe oder Gesprächssituation ist es ihnen auch nicht möglich, den Lautstrom zu unterbrechen und sich eine anspruchsvolle Passage mehrfach anzuhören. Milu erleichtert diese herausfordernden Aspekte und trainiert zugleich genau dadurch das Zuhören, indem Audios jederzeit gestoppt und schwierige Stellen erneut angehört werden können.

Milu hilft beim genauen Zuhören

Wenn Sie im Unterricht das Zuhören beobachten, fördern und beurteilen möchten, muss die Zuhörkompetenz zuerst sichtbar gemacht werden. Dies gelingt nur über einen Umweg. Üblicherweise werden den Kindern dazu Fragen zu einem gehörten Text gestellt. Über die Qualität der Antworten lässt sich auf die Qualität der Zuhörkompetenz schliessen. Mit dem Hörportfolio «Mit Milu ohrwärts» erhalten Sie ein praxisnahes Lehrmittel, das genau diesen Umweg ermöglicht, jedoch ohne Lese- und Schreibkompetenzen vorauszusetzen. Milu eignet sich für alle offenen Unterrichtsformen, ist ideal für heterogene (Mehrjahrgangs-)Klassen und lässt sich als Ergänzung zu vielen Sprachlehrmitteln einsetzen. Selbstständig und in ihrem eigenen Tempo tauchen die Schülerinnen und Schüler in das Hörportfolio ein und üben zusätzlich, digitale Tools zu nutzen.

Stufengerechte Antwortformate

Die Kinder hören sich Audio-Dateien an und lösen die dazugehörigen Aufgaben auf unterschiedliche Weise: Sie können die Antwort zeichnen oder in einer Sprachaufnahme mündlich erläutern. Nach Abschluss einer Aufgabe überlegen sich die Kinder, wie gut sie die Aufgabe lösen konnten, und malen die Katzenohren an, die am besten abbilden, wie schwierig die Aufgabe für sie war. Bei vielen Aufgaben bekommen die Kinder die Gelegenheit, ihre Sprachaufnahmen anderen Kindern zum Anhören zu geben. Indem sich die Kinder untereinander über ihre Lösungen austauschen, erhalten sie wertvolles Feedback.

Individuelle Förderung und Beurteilung

Milu fördert insbesondere drei Teilbereiche: Geräusche, Klänge und Laute wahrnehmen, Verbales Hörverstehen und Prosodisches Hörverstehen. Sobald ein Kind sämtliche Aufgaben zu einem Teilbereich des Hörportfolios gelöst hat und bei der Selbsteinschätzung angelangt ist, setzen Sie sich mit dem Kind zusammen. Gemeinsam sprechen Sie mit der Schülerin oder dem Schüler über Höreindrücke und Hörtexte, die Sprachaufnahmen, über den Lernprozess und allfällige Schwierigkeiten. Die gelösten Aufgaben im Hörportfolio geben Auskunft über den aktuellen Lernstand und ermöglichen Ihnen eine formative Beurteilung der Zuhörkompetenz.

Tipps für einen gelungenen Einsatz von Milu

Das innovative Lehrmittel ermöglicht einen spielerischen, differenzierten Zugang zum Hörverstehen und unterstützt Kinder dabei, eine zentrale Fähigkeit für ihre Entwicklung zu stärken. Auch Kinder, die noch nicht sicher lesen und schreiben können, profitieren von Milu. Die vier nachfolgenden Tipps unterstützen Sie bei der erfolgreichen Umsetzung in Ihrer Klasse:

Tipp 1: sich Zeit für die Vorbereitung nehmen

Probieren Sie im Vorfeld das Einscannen der QR-Codes an einem Schulgerät aus, damit Sie später die Kinder dabei unterstützen können. Testen Sie auch das Aufnehmen der Audios und stellen Sie sicher, dass der Zugang zum gewählten Programm reibungslos funktioniert. Üben Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern die Handhabung des Tablets mit den extra dafür vorgesehenen Einstiegsaufgaben. Am einfachsten werden die Sprachaufnahmen mit einem Programm gemacht, das die Audios direkt mit QR-Codes verknüpft. Sie drucken die QR-Codes aus und Ihre Schülerinnen und Schüler kleben diese dann in ihr Hörportfolio.

Tipp 2: eine ruhige Lernumgebung schaffen

Die Grundvoraussetzung für gelingendes Zuhören ist, dass die Kinder für das Zuhören bereit sind und während des Zuhörens die Konzentration aufrechterhalten können. Wenn die Kinder mit dem Hörportfolio arbeiten, sollen sie alles auf die Seite legen, was sie ablenken könnte, und die Möglichkeit haben, mit Kopfhörern zu arbeiten. Bewährt hat sich auch das Einrichten eines «Tonstudios». Das Tonstudio kann eine abgeschirmte Ecke im Schulzimmer sein, oder unter einem Tisch oder in einem ausgeräumten Schrank eingerichtet werden. Als Schallisolation dient z. B. eine dicke Wolldecke.

Tipp 3: Zuhören will geübt sein

Die Kinder dürfen und sollen sich die Audios mehrfach anhören, denn in der Regel reicht ein einmaliges Hören nicht. Die Kinder dürfen ein Audio auch jederzeit stoppen. Kater Milu erklärt zusätzlich in seinen Tipps Schlüsselwörter oder fasst zusammen, worum es im Hörtext geht. Das hilft vor allem Kindern mit sprachlichem Förderbedarf. Machen Sie Ihren Schülerinnen und Schülern bewusst, dass Zuhören genauso wie Lesen und Schreiben trainiert werden muss. Erklären Sie ihnen, dass es nicht schlimm ist, wenn sie eine Aufgabe nicht auf Anhieb lösen können. Die Kinder werden feststellen, dass sie mit wiederholter Übung immer besser im Zuhören werden.

Tipp 4: umfassende Sprachförderung

Achten Sie grundsätzlich darauf, dass Sie Ihren Unterricht zuhör- und somit auch sprechförderlich gestalten. Dazu gehört, dass Sie Lernzeit einsetzen, in welcher die Kinder Gespräche führen, erzählen und präsentieren können. So können Sie die Zuhörkompetenz in dialogischen und monologischen Sprechsituationen fördern. Zusätzlich können Sie kurze Zuhörspiele in den Unterrichtsalltag integrieren. Eine vielfältige Auswahl solcher Zuhörspiele ist im Anhang des Begleithefts aufgeführt (siehe Seite 48). Mit Milu erleben die Kinder das Zuhören teilweise als herausfordernd, sie merken jedoch auch, dass sie Spannendes und Neues lernen können, wenn sie sich auf den Hörtext einlassen und konzentriert zuhören.

 

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