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Übergänge gestalten

Die Rubrik «Zyklus 1 im Fokus» haben wir speziell für den Kindergarten und die 1. und 2. Klasse entwickelt. Beim Recherchieren und Schreiben stellen wir die Bedürfnisse der Kindergarten- und Schulkinder in den Mittelpunkt, so dass wir Ihnen unterrichtsrelevante Themen, mögliche Kompetenzecken und lustige Spiel- und Bastelideen vorstellen können. 

Was hilft Kindern dabei, sanft in den Kindergarten- oder Schultag zu starten? Wie gehen Sie als Lehrperson damit um, wenn ein Kind nicht bereit ist, sein Spiel zu unterbrechen? Wie können Sie anzeigen, dass es nun Zeit für das «zNüni» ist? All diese Übergangsphasen sind herausfordernde Momente im Tagesablauf. Wir haben uns damit beschäftigt, welche Tricks Sie und Ihre Klasse beim Weg von einer Tätigkeit in die nächste unterstützen, wie Ankerplätze für weniger Staus und sinnvolle Wartezeiten sorgen und welche kleinen Helfer das Kommunizieren von Übergängen erleichtern. 

 

Warum ist die Gestaltung von Übergängen so wichtig?

Übergangsphasen werden im Kindergarten- und Schulalltag vielfach unterschätzt. Die einzelnen Lektionen werden zwar gut vorbereitet, oft aber nicht die Zeitspanne zwischen ihnen. Dabei durchlaufen Sie mit Ihrer Klasse jeden Tag unzählige Übergangsphasen, die von Mikrotransitionen geprägt sind. Dabei handelt es sich um «mehrfach täglich wiederholende Wechsel in den Alltagsroutinen» (Gutknecht & Kramer 2018, S. 11): ihre Klasse wechselt von der Garderobe ins Klassenzimmer, von der Einzel- in die Gruppenphase oder vom konzentrierten Arbeiten in die Pause.

Selbstwirksamkeit durch Klarheit gewinnen

Gerade bei kleinen Kindern können die Übergänge zu einem Verlust der Selbstregulation führen – werden sie im Spiel unterbrochen, kann es sein, dass sie zu weinen anfangen. Eine gute Begleitung der Übergangsphasen sorgt für Ruhe und Klarheit im Ablauf, wodurch die Kinder an Sicherheit gewinnen und ein Zeitgefühl entwickeln. Damit Ihre Klasse Mikrotransitionen erfolgreich durchlaufen kann, müssen die Abläufe transparent eingeführt werden. Eine regelmässige Wiederholung festigt den Ablauf – ein verlässliches Skript entsteht.

Übergänge ankündigen und begleiten

Wenn Kinder in einer konzentrierten Tätigkeit unterbrochen werden, lohnt es sich, diese Unterbrechung frühzeitig anzukündigen. Mithilfe einer Glocke können Sie die Aufmerksamkeit der Klasse auf sich ziehen und den Hinweis geben, wie viel Zeit für die aktuelle Tätigkeit noch bleibt. Mit einer Zeitdauer- oder einer Sanduhr können die Schülerinnen und Schüler die Zeit selbstständig im Blick behalten. Durch Übung und Wiederholung lernen die Kinder, bestimmte Klänge oder visuelle Signale mit einer bestimmten Aufforderung zu verbinden. So kann ein bestimmtes Lied «als eine Brücke fungieren, auf der sich das Kind hin zur nächsten Aktivität bewegt» (Gutknecht & Kramer 2018, S. 30).

 

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Ankommen und Austausch: Der Morgenkreis

Viele Kindergärten und Schulen starten mit einem Morgenkreis in den Tag und schätzen ihn als wichtigen Baustein bei der Gestaltung des Übergangs vom Schulweg in das Klassengeschehen. Ablauf und Inhalt können individuell und anhand der Bedürfnisse und Wünsche der Kinder gestaltet werden. Grundsätzlich gilt: «Emotionen, Sprache, Musik und Tanz gelten als wichtige Inhalte des Morgenkreises» (Gutknecht & Kramer 2018, S. 63). Der Kreis gibt zudem Raum, um über vergangene Erlebnisse (z. B. das letzte Wochenende), aktuelle Sorgen, Fragen oder Anregungen und Zukunftspläne (z. B. die kommenden Sommerferien) zu sprechen. Geschickt eingesetzte Hilfsmittel sorgen für einen reibungslosen Ablauf: Ein Fragespiel unterstützt den offenen Austausch, mit Instrumenten kann ein täglich wiederkehrendes Einstiegslied begleitet werden und auf einer Gesichtsampel kann jedes Kind angeben, mit welcher Emotion es in den Tag startet.

 

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Ankerplätze gestalten

Beim Wechsel von Aktivitäten kann es zu Stau und langen Wartezeiten kommen – etwa am Ende des BG-Unterrichts, wenn alle Kinder gleichzeitig ihre Pinsel waschen wollen. Unterstützung leisten sogenannte Ankerplätze: Sie bieten den Kindern einen Ort, an dem sie warten können, bis sie an der Reihe sind oder die ganze Klasse bereit für die nächste Tätigkeit ist. «Ankerplätze stellen dabei gut einsehbare und in charakteristischer Weise hergerichtete Orte in der Einrichtung dar, die zum Verweilen einladen» (Gutknecht & Kramer 2018, S. 35). Auf einem Sofa, Teppich oder einer Bank finden die Schülerinnen und Schüler passendes Angebot wie Spiele, Bücher oder Rätselhefte. Der Ankerplatz kann durch bunte Stoffbahnen abgetrennt werden.

Ein regelmässiger Austausch im Team lohnt sich. Gemeinsam kann darüber nachgedacht werden, ob und in welchem Ausmass die Kinder an den Ankerplätzen begleitet werden, welche Regeln gelten und welche Aktivitäten angeboten werden sollen. Es ist auch sinnvoll, sich Zeit für die folgenden grundlegenden Fragen zu nehmen: «Sind wir gut auf die Kinder abgestimmt? Passt unsere Gestaltung des Tagesablaufs zu unseren Kindern? Profitieren die Kinder von den Routinen, die wir eingeführt haben? Sollten wir Routinen überdenken?» (Gutknecht & Kramer 2018, S. 63).

 

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Quelle: Dorothee Gutknecht & Maren Kramer (2018): Mikrotransitionen in der Kinderkrippe – Übergänge im Tagesablauf achtsam gestalten; Herder, Freiburg im Breisgau