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Raumgestaltung nach dem TEACCH-Ansatz

Die Rubrik «Zyklus 1 im Fokus» haben wir speziell für den Kindergarten und die 1. und 2. Klasse entwickelt. Beim Recherchieren und Schreiben stellen wir die Bedürfnisse der Kindergarten- und Schulkinder in den Mittelpunkt, so dass wir Ihnen unterrichtsrelevante Themen, mögliche Kompetenzecken und lustige Spiel- und Bastelideen vorstellen können. 

Das Klassenzimmer unterrichtet mit! Nicht umsonst wird der Raum – nebst anderen Kindern und den pädagogischen Fachkräften – als der «dritte Pädagoge» bezeichnet. Wie ein Buffet mit vielen leckeren Speisen lädt der Raum die Kinder ein, sich zu bedienen, aktiv zu werden, zu entdecken und zu lernen. Mit der Raumgestaltung setzt sich auch der TEACCH-Ansatz auseinander; es soll eine individuelle Unterstützung bei der Lebensbewältigung im Alltag sichergestellt werden. Wie das gelingt? Damit beschäftigt sich der folgende Beitrag.

 

Was bedeutet TEACCH für den bedürfnisgerechten Unterricht?

TEACCH steht für «Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children»; der Ansatz wurde für die Behandlung und die pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbeeinträchtigter Kinder entwickelt. TEACCH zielt darauf ab, die Selbstständigkeit und die Lebensqualität der Betroffenen zu fördern und dabei an individuelle Stärken und Interessen anzuknüpfen. Da gerade autistische Kinder sehr von TEACCH profitieren, soll ein Überblick über ihre Herausforderungen gegeben werden. Die von TEACCH vorgeschlagenen Orientierungs- und Strukturierungshilfen unterstützen jedoch auch neurotypische Kinder.

 

Autistische Kinder im Schulsetting: Besonderheiten und Herausforderungen

Autismus bedeutet, Sinneseindrücke anders zu verarbeiten. Durch eine höhere Reizempfindlichkeit kommt es zu einer höheren Ablenkbarkeit und es braucht oft eine längere Verarbeitungszeit, da mehrere Reize verarbeitet werden müssen. Zudem werden mündliche Aufträge oft nicht gut verstanden und können dadurch nicht umgesetzt werden. Auch die räumliche und zeitliche Orientierung fällt schwer; es gelingt vielleicht nicht, mehrere Handlungsschritte zu organisieren und dabei die korrekte Zeit einzuplanen. Autistische Kinder haben oft eine Vorliebe für Ordnung, Struktur und Routinen. Damit sie Lernerfahrungen machen können, brauchen sie eine gezielte Anleitung.

 

Raumgestaltung als Bestandteil einer inklusiven Schule

Ein unstrukturiertes oder lautes Klassenzimmer kann für autistische Kinder überfordernd wirken; Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten und das eigene Wohlbefinden werden eingeschränkt. Es wird schnell klar, dass die Raumgestaltung gerade für den Bereich der Integration und Partizipation bedeutungsvoll ist und nicht ausser Acht gelassen werden kann. Mit TEACCH bekommen Sie verschiedene Hilfen an die Hand, die auf die typischen Lernschwierigkeiten abzielen. Mit der räumlichen Strukturierung soll die Orientierung erleichtert und der Zusammenhang zwischen Gegenständen, Personen und Aktivitäten und bestimmten Räumen oder Bereichen verdeutlicht werden.

 

Es lohnt sich, passende Ordnungssysteme zu etablieren: Sie bringen Ruhe in den Alltag, erleichtern Abläufe und fördern eine produktive Lernumgebung. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen praktische Helfer, mit denen Sie in Ihrem Unterrichtsalltag mehr Ordnung schaffen.

Räumliche Strukturierung für ein selbstständiges Lernen

Räumliche Strukturierung soll die Fragen «Wo?» und «Wohin?» beantworten. So wird der Kindergarten oder das Klassenzimmer in verschiedene Bereiche eingeteilt. Die Markierung gelingt mit unterschiedlichen Farbkonzepten, Klebebändern, Stellwänden, Schnüren oder Stoffbahnen. Das erleichtert die Orientierung und macht klar, welche Aktivitäten an welchem Ort geschehen. So ist die Leseecke dazu da, still für sich ein Buch zu lesen, und der runde Gemeinschaftstisch lädt zu lebendigen Gruppenarbeiten ein. Wenn ein Platz für verschiedene Aktivitäten genutzt wird, können Gegenstände mit Signalcharakter eingesetzt werden. So könnte zum Beispiel eine Glasmurmel auf dem Pult anzeigen, dass jetzt konzentrierte Einzelarbeit auf dem Programm steht.
 

Klare Abläufe, ruhige Lernumgebungen

Weiter zeigen Etiketten oder Schilder mit Bildern, Symbolen oder Wörtern an, wo die Schülerinnen und Schüler welches Material finden. Die Arbeitsmaterialien könnten nach Schulfächer in Register geordnet werden; für fertige Arbeitsblätter könnten Sie eine Box bereitstellen. Durch klare, ruhige Abläufe fördern Sie die Selbstständigkeit der Kinder – und werden weniger häufig gefragt, wo was ist. Auch die sensorischen Anforderungen gehören zum Raumkonzept dazu. Günstige Lichtverhältnisse und eine ruhige und geruchsneutrale Lernumgebung ermöglichen Lernerfolge.

 

Produkte für die Raumgestaltung:

Zeitliche Orientierung: Schritt für Schritt durch den Tag

Durch einen gut strukturierten und kindgerechten Tagesplan gewinnen die Schülerinnen und Schüler an Sicherheit. Suchen Sie dafür zusammen mit Ihrer Klasse passende Bilder oder Symbole für die einzelnen Aktivitäten und Aufgaben und bringen Sie sie mit Magneten oder ablösbarem Klebeband so an, dass ein klarer und flexibel anpassbarer Tagesplan entsteht. Der Tagesplan kann auch genutzt werden, um auf Abweichungen von der gewohnten Routine aufmerksam zu machen, die sich im Kindergarten- und Schulalltag nicht vermeiden lassen. Weiter ist es sinnvoll, gewisse Arbeitsabläufe im Detail festzuhalten, zum Beispiel den Abschluss des Vormittages (Aufräumen, Rucksack packen, Verabschiedung, Schuhe anziehen etc.). Achten Sie darauf, Tages- und Zeitpläne gut sichtbar und auf Augenhöhe der Kinder zu platzieren.
 

Aufgaben erlebbar machen

Durch den Tagesplan lassen sich einzelne Programmpunkte voneinander abgrenzen und es wird leichter zu erkennen, was Sie von Ihrer Klasse erwarten. Falls jedes Kind seinen individuellen Tagesplan erstellt, kann es motivierend wirken, wenn am Ende die entsprechenden Karten in eine Box oder einen Umschlag gesteckt werden – diese Handlung signalisiert, dass eine Aufgabe abgeschlossen wurde und es Zeit für die nächste ist. So lernen Kinder, sich in der Zeit zu orientieren.
 

Ein individuelles System mit Mehrwert

Eine räumliche und zeitliche Strukturierung geschieht im Prozess mit Ihrer Klasse – Kinder fühlen sich in einem Raum wohler, wenn sie selbst Einfluss auf die Gestaltung nehmen können. Passen Sie die Hilfen und Strategien laufend an Ihre eigenen Bedürfnisse und Vorlieben und die Ihrer Schülerinnen und Schüler an. Ein solches System zu etablieren erfordert einen gewissen Mehraufwand zu Beginn, sorgt aber langfristig für eine Entlastung, da sich die Kinder selbstständig organisieren, Materialien finden und Aufgaben erledigen können.

 

Produkte für die zeitliche Orientierung: